Über 400 Jahre lang liegt eine riesengroße Karte Chinas, ein handgezeichnetes, mit Blumen und Schmetterlingen ornamentiertes Einzelstück, unbeachtet im Keller einer Bibliothek in Oxford. Als der China- Spezialist Timothy Brook sie 2009 findet und sofort anfängt, sie zu untersuchen, gibt sie ihm zunächst immer mehr Rätsel auf. Der Forscher wird zum Detektiv, der herausfinden will, warum die Karte gleichzeitig so perfekt, exakt und modern wie grundverkehrt ist. Der Leser schaut dem Wissenschaftler über die Schulter, wie er die Geheimnisse der Karte schrittweise entschlüsselt. Er kommt dem britischen Entdecker der Karte im 17. Jahrhundert auf die Spur, dem mutigen und hochgebildeten Menschenrechtsanwalt, Orientalisten und Poeten John Selden. Er lernt Michael Shen kennen, alias Shen Fuzong, den ersten chinesischen Besucher des englischen Hofs, der zum Katholizismus übertrat und die Karte unter die Lupe nahm, bevor sie in Vergessenheit geriet. Mit Hilfe dieser kuriosen Geschichten wird die Zeit des 17. Jahrhunderts plastisch, eine Epoche, in der die Beziehungen in Kultur, Wissenschaft und Handel zwischen China und Europa ihren Anfang nahmen.
Erst war ich von dem Buch recht enttäuscht. Erstens finde ich die Karte nicht besonders hübsch und zweites klärte der Autor recht zügig auf, dass es auch nicht um die Karte gehen würde, sondern um die Leute, deren Weg sie kreuzte und die sie im Besitz hatten.
Das Buch erwies sich dann doch noch als ganz interessant. Man lernt John Seldon kennen und damit die Geschichte der Orientalistik in Oxford. Der Leser bekommt die Geschichte des Kompasses mit, sowie der europäischen und chinesischen Seefahrt im Allgemeinen. Die Geschichte im nachelisabethanischen Großbritannien wird genauso behandelt wie die Ming-Dynastie.
Fazit
Das Buch ist sicherlich von der Thematik ein wenig speziell, man erfährt aber sehr viel über Wirtsschafts- und Wissensschaftsgeschichte.
Timothy Brook ist ein vielfach ausgezeichneter Autor und Herausgeber von zwölf Büchern über China, unter anderem Vermeers Hut. Sein Spezialgebiet ist die soziale und kulturelle Geschichte der Ming-Dynastie. Nach seiner Lehrtätigkeit in Oxford hat er nun den Lehrstuhl für chinesische Studien an der University of British Columbia in Vancouver inne.

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Wagenbach, K; Auflage: 1 (15. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3803136563
ISBN-13: 978-3803136565
Originaltitel: Mr Selden’s Map of China
Größe und/oder Gewicht: 17,5 x 2,7 x 24,6 cm
Wenn nicht schon eine Reihe von Büchern darauf warten würde, von mir gelesen zu werden, würde ich „Wie China nach Europa kam“ nach dieser interessanten Präsentation sofort kaufen.
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Was hast du denn in der Warteschleife?
Ja, weisst du, das kommt auch ein bisschen auf meine Augen an, ob die da mitmachen! Hab einen guten Tag. L.G. Martina
Das geht mir inzwischen auch so, meine Augen haben sich gewaltig verschlechtert, inzwischen brauche ich Kontaktlinsen. Lange lesen oder lange am Computer sein, kann ich trotzdem nicht mehr.
Genauso geht es mir!
Das klingt extrem spannend. Kommt auf meinen Wunschzettel!
Viel Spaß bei der Lektüre! Sie lohnt sich.