Zwanzig Jahre Arbeit stecken in diesem großen, umwerfenden Buch, das in zwanzig Ländern erscheint: Sunja, Tochter eines Fischers, wird genau im falschen Moment schwach, genau beim falschen Mann. Um keine Schande über ihre Familie zu bringen, verlässt sie Korea und bringt ihre Söhne Noa und Mozasu fernab der Heimat in Japan zur Welt. Koreanische Einwanderer, selbst in zweiter Generation, leben dort als Menschen zweiter Klasse. Während Sunja sich abzufinden versucht, fordern ihre Söhne ihr Schicksal heraus. Noa studiert an den besten Universitäten und Mozasu zieht es in die Pachinko-Spielhallen der kriminellen Unterwelt der Yakuza. Amazon
Über 70 Jahre wird diese koreanisch-japanische Familiensaga erzählt. Von der Ankunft in Japan, über das Leben in Kriegszeiten als Ausgestoßene am Rande der Gesellschaft bis zu den arrivierten Nachfahren reicht die Geschichte.
Auf der einen Seite wird die Handlung sehr ausführlich erzählt, vor allem, wie es die Frauen waren, welche die Familie in schweren Zeiten durchbrachten; auf der anderen Seite hatte ich den Eindruck, dass gegen Mitte und dem Ende sich die Lücken häuften. So wird erzählt, dass jemand mit seiner Existenz als Japaner koreanischer Abstammung nicht fertig wurde und sich deswegen umbrachte, aber von dem eigentlichen Grund und dem Gefühlsleben dieser Person erfährt man nichts. Ich nehme an, dies lag daran, dass mit den Generationen immer mehr Figuren die Handlung bevölkerten und die Autorin ihnen einfach keine Aufmerksamkeit mehr schenken konnte.
Dennoch lässt das Buch einen tiefen Blick in den damaligen Umgang mit Ausländern in Japan zu, so wurden die Koreaner selbst dann noch als Gäste angesehen, wenn sie im Land geboren waren und sie wurden ab dem 14. Lebensjahr registriert, ihnen wurden Fingerabdrücke abgenommen und auf eine vermeidliche Staatsfeindlichkeit interviewt. Auch die Situation der Christen in Japan ist ein Thema.
Fazit
Trotz Schwächen ein sehr lesenswertes Buch.
Christentum in Japan – Wikipedia
Christen in Japan – Podcast
Koreanische Minderheit in Japan – Wikipedia
Min Jin Lees Debütroman, „Free Food for Millionaires“, wurde von The Times (London), NPR Fresh Air und USA Today zu einer der „Top 10 Novels of the Year“ gekürt. Ihre Kurzprosa war in NPRs Selected Shorts vertreten. Weitere Texte erschienen in Condé Nast Traveler, The Times (London), Vogue, Travel+Leisure, Wall Street Journal, New York Times Magazine und Food & Wine und ihre literaturkritischen Aufsätze und Essays wurden in mehreren Anthologien veröffentlicht. Min Jin Lee lebt mit ihrer Familie in New York.

Ein einfaches Leben
Gebundene Ausgabe: 552 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (21. September 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423289724
ISBN-13: 978-3423289726
Originaltitel: Pachinko
(1) Von Tischbeinahe – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12746666
Dein spannender Beitrag könnte mich wirklich in Versuchung bringen dieses Buch zu kaufen!!! Danke und hab einen guten Tag. L.G. Martina
Eines der besten Bücher der letzten Zeit.
Ich denke, dass wir uns mehr mit Asien und dessen Menschen und Kultur beschäftigen sollten! Ich lese zur Zeit „Psychogramm einer Weltmacht“ von Stefan Baron und seiner Frau Guangyan Yin-Baron. Ein weiteres lehrreiches Buch!
Ich versuche inzwischen, möglichst außerkulturell und interkulturell zu lesen. Was nicht einfach ist, da sehr wenig von den Verlagen veröffentlicht wird.
Bei Min Jin Lee gibt es allerdings durchaus das Problem, dass sie Amerikanerin ist, also auch nicht aus der Familiengeschichte schöpft.
Was diese amerikaasiatischen Schriftsteller anbelangt, bin ich total mit dir einverstanden, weil mir ihre Geschichten einfach nicht als total echt rüberkommen.
Das Buch hat mir gut gefallen, und die Autorin hat ja auch nach eigener Aussage während eines langjährigen Japanaufenthalts unter den dortigen Koreanern recherchiert.
Aber man muss im Kopf behalten, dass es weder ihr Erleben noch das ihrer Familie ist.
So pauschal kann ich deine Aussage auch nicht bestätigen Ngs (Vorname Celeste?) Bücher gefallen mir sehr gut.
Mit deinem letzten Absatz bin ich einverstanden und vielleicht bin ich auch etwas voreingenommen, aber ich weiss aus eigener Erahrung, dass sich die Sichtweise gegenüber der einstigen Heimat mehr und ändert, je länger man in der neuen Heimat lebt. Es ist auch eine Wahrheit, dass Europäer oder Amerikaner nun einmal nicht gleich ticken, wie die Asiaten. All das schliesst aber nicht aus, dass ich dieses Buch lesen werde!
*aber ich weiss aus eigener Erahrung, dass sich die Sichtweise gegenüber der einstigen Heimat mehr und ändert, je länger man in der neuen Heimat lebt.*
Nach meiner Erfahrung beginnen Ausländer irgendwann, das Gebiet oder Land, aus welchem sie kommen, zu idealisieren.
Das hat etwas!!!
Ich habe mal gegoogelt und hier aussereuropäische Literteratur zusammengestellt:
https://nomasliteraturblog.wordpress.com/literaturen-der-welt/
Ich danke dir für diese ausführliche Liste und habe mir den Link dazu gespeichert. L.G. Martina
Gerne.
Ich werde die Liste erweitern, sobald ich Rezis ect. finde.